Das Lymphödem gehört zu den Ödemen, bei denen es zu Einlagerungen von Flüssigkeit im menschlichen Gewebe kommt. Im Falle des Lymphödems handelt es sich dabei um Lymphflüssigkeit. So kommt es an den betroffenen Körperbereichen zu Stauungen und in der Folge zu Schwellungen.
Die Lymphe oder Lymphflüssigkeit ist eine relativ zähflüssige Körperflüssigkeit, die zwischen den Zellen des Organismus angesiedelt ist. Sie ist an verschiedenen Aufgaben beteiligt, vor allem am Abtransport von Eiweißen und Abfallstoffen aus den Zellen. Der menschliche Körper stellt jeden Tag etwa zwei Liter dieser Lymphe her und befördert sie durch das Lymphsystem hin zu den Venen. Bei manchen Menschen kommt es vor, dass dieses Lymphsystem, das sich weitverzweigt durch den ganzen Körper zieht, beschädigt ist. Dies kann dazu führen, dass die Lymphflüssigkeit nicht abtransportiert werden kann und sich im Gewebe anlagert. Die sichtbare Schwellung wird dann als Lymphödem bezeichnet.
Der Großteil der Patienten, die von einem Lymphödem betroffen sind, ist weiblich. Bei einem primären Lymphödem zeigen sich meist schon in jungen Lebensjahren erste Symptome, da es sich hierbei um eine angeborene Fehlbildung des Lymphsystems handelt. Oft sind die Patienten jünger als 35 Jahre.
Die sekundären Lymphödeme, die erworben werden, können sich in jedem Alter zeigen. Bei einem Lymphödem kommt es zu einem Rückstau der Gewebsflüssigkeit und diese sammelt sich dann in den Zwischenräumen der Zellen. Dafür kann es verschiedene Gründe geben, wie z. B.:
Es gibt auch Menschen, bei denen bei einem Lymphödem beides gleichzeitig auftritt. Dies kann zu extrem schwerwiegenden Symptomen führen und starke Schwellungen mit sich bringen, die den Betroffenen z. B. in seinen Bewegungsabläufen massiv einschränken können. Es ist wichtig, bei Lymphödemen in einem frühen Stadium mit einer angemessenen Therapie zu reagieren, da es sonst zu Veränderungen der Haut kommen kann. So kann z. B. neues Bindegewebe entstehen und das Lymphödem kann sich verfestigen.
Zur Behandlung eines Lymphödems wird die komplexe physikalische Entstauungstherapie angewandt, die aus vier Komponenten besteht: Kompressionstherapie, Lymphdrainage, Bewegung und Hautpflege. Die bei der Kompressionstherapie eingesetzten Kompressionsstrümpfe üben Druck auf das Lympödem aus, damit die Lymphgefäße die Lymphe besser abtransportieren können. Die manuelle Lymphdrainage ist eine spezielle Massagetechnik, die für einen verbesserten Lymphabfluss sorgt.
Das Lymphödem gehören zu den proteinreichen Ödemen. Die Ursache ist hier eine mechanische Insuffizienz des Lymphsystems: Das Lymphsystem ist nicht mehr fähig, den Abtransport der Abfallstoffe über die Lymphgefäße zu den Blutgefäßen zu bewältigen. Ein Lymphödem kann sich an den Armen und Beinen zeigen, aber auch im Bereich von Kopf oder Hals, am Rumpf oder im Genitalbereich.
Davon zu unterscheiden sind die häufiger vorkommenden proteinarmen Ödeme. Es handelt sich hierbei in der Regel nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um eine Symptomatik, die auf eine andere Erkrankung zurückgeht. Zu den Ursachen für proteinarme Ödeme gehören z. B.:
Solche proteinarmen Ödeme können meist mit entwässernden Medikamenten, sogenannten Diuretika, therapiert werden. Die wesentliche Behandlung solcher Ödeme zielt aber auf die Grunderkrankung, da sich bei einer Besserung der Erkrankung meist auch das Ödem zurückbildet.
Fedor Singer