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Entstauungstherapie bei einem Lymphödem
Die Entstauungstherapie bei einem Lymphödem besteht aus Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Bewegung und spezieller Hautpflege.
Lymphödem

Entstauungstherapie bei einem Lymphödem

Bei einem Lymphödem ist es entscheidend, frühzeitig (also möglichst in einem frühen Stadium) eine Entstauungstherapie vorzunehmen. Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) ist ein Gesamtkonzept aus vier Aspekten:

  • Lymphdrainage
  • Kompressionstherapie
  • Bewegung
  • Hautpflege

Manuelle Lymphdrainage bei einem Lymphödem

Die manuelle Lymphdrainage ist eine spezielle Massagetechnik, die vor allem zwei Ziele bei einem Lymphödem verfolgt: den Lymphfluss zu bessern und verhärtetes Gewebe zu lockern. Dieses Verfahren wird von Therapeuten durchgeführt, die hierfür eine geeignete Ausbildung durchlaufen haben. Meist wird es von Masseuren oder Physiotherapeuten angeboten. Bei dieser Form der Entstauungstherapie sollen die noch vorhandenen Lymphgefäße angeregt werden, um die Lymphflüssigkeit besser abzutransportieren. Auch kann durch die manuelle Lymphdrainage diejenige Flüssigkeit, die frei im Gewebe vorhanden ist, hin zu den kleinsten Lymphgefäßen geführt werden. Wenn die Therapie beginnt, sollte die Entstauung am besten jeden Tag, dann mehrmals in der Woche vorgenommen werden. Nach der manuellen Lymphdrainage wird ein Kompressionsverband angelegt. Diese Phase der Entstauungstherapie kann drei bis sechs Wochen dauern und sollte erst dann abgebrochen werden, wenn sich das Lymphödem nicht zurückbildet.

Entstauungstherapie: Wie wird die manuelle Lymphdrainage durchgeführt?

Für die manuelle Lymphdrainage wird eine sanfte und rhythmische Massage vorgenommen. Dabei gibt es verschiedene Griffe, die der Physiotherapeut anwenden kann. Die Haut und die Unterhaut werden gedehnt und verschoben, mit Pump- und Drehbewegungen, die fließend und weich sind. Der Physiotherapeut benutzt hierfür die Fingerspitzen und Handflächen. Es wird nur ein sanfter Druck ausgeübt. So werden die Wände der Lymphgefäße gedehnt und die Flüssigkeit kann besser abfließen. Das Gewebe wird gelockert.

Kompressionstherapie

Für die Kompressionstherapie werden Bandagen oder Kompressionsstrümpfe bzw. Kompressionsarmstrümpfe angelegt, die für einen leichten Druck auf das Bein oder den Arm mit dem Lymphödem sorgen. Auf diese Weise wird es für die Lymphgefäße leichter, die Lymphe anzutransportieren. Die Kompressionstherapie bei einem Lymphödem vollzieht sich in zwei Phasen.

In der ersten Phase werden lymphologische Kompressionsbandagen verwendet, die jeden Tag neu angelegt werden. Durch den regelmäßigen Wechsel kann man die Bandagen an den jeweiligen Zustand des Lymphödems anpassen. Die Bandagen sind auch nachts zu tragen. Sie bieten den Muskeln einen Widerstand und regen so den Lymphfluss an.

Die zweite Phase der Kompressionstherapie sieht die Verwendung von medizinischen Kompressionsstrümpfen vor. Diese werden speziell angefertigt und müssen auf bestmögliche Entstauung ausgerichtet sein sowie das Lymphödem ganz umschließen. Hände bzw. Füße dürfen nur dann frei bleiben, wenn sie frei von Schwellungen sind. Es gibt solche Kompressionsstrümpfe in den Stärken I bis IV. Die Stärke sollte bemessen sein nach dem Stadium des Lymphödems, der Ausprägung der Muskeln und der allgemeinen Belastbarkeit des Betroffenen. Es gibt Anziehhilfen, die das Anlegen der Kompressionsstrümpfe einfacher machen.

Entstauungstherapie: Bewegung

Wie bei vielen Erkrankungen, so ist es auch bei einem Lymphödem ratsam, sich ausreichend zu bewegen. Zunächst langsam, bevor man sich der eigenen Belastbarkeit entsprechend steigert. Es gibt spezielle Übungen bei einem Lymphödem, die die Beweglichkeit z. B. der Schulter, des Arms oder auch des Beins fördern. Wenn man regelmäßig ein Bewegungstraining durchführt, steigert dies den Abfluss der Lymphe und wirkt so dem Lymphstau entgegen. Oft ist es ratsam, während der Bewegungstherapie Bandagen bzw. Kompressionsstrümpfe zu tragen, denn dadurch wird die entstauende Wirkung meist noch intensiver. Die speziellen Bewegungsübungen können zwei- bis dreimal am Tag durchgeführt werden. Dabei kann man auch die gesunden Gliedmaßen mit berücksichtigen.

Welche Übungen für einen konkreten Patienten geeignet sind, hängt von der Lokalisierung des Lymphödems ab. Bewegungstherapeuten können ein individuell geeignetes Programm erstellen. Man kann sich von seinem Arzt, seinem Physiotherapeuten, dem Reha-Team oder dem Sozialdienst des Krankenhauses Hinweise geben lassen, wo man Einrichtungen findet, die solche Bewegungsprogramme anbieten. Schon normales Ausdauertraining kann die Muskulatur stärken, und natürlich auch die allgemeine Fitness. Man kann es z. B. mit Nordic Walking oder Rudern versuchen. Auch Fitnessstudios haben oft geeignete Geräte. Beim Training sollte man stets auf seinen Körper hören und weder eine Unterforderung noch eine Überforderung zulassen.

Hautpflege bei einem Lymphödem

Die Hautpflege ist ebenfalls Bestandteil der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie und sollte bei einem Lymphödem nicht vernachlässigt werden, weil durch die Schädigung der Lymphgefäße der Blutfluss in der Haut gestört ist. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Haut austrocknet und rissig wird. Betroffene leiden dann oft unter Entzündungen, Juckreiz oder Infektionen. Auch die Kompressionstherapie kann in diesem Zusammenhang problematisch sein: Sie stärkt das Abreiben der äußeren Hautschicht und saugt den Hydrolipidfilm auf, der die Haut schützt. Aus diesem Grund sollten der Haut die wesentlichen Stoffe zugeführt werden, z. B. Feuchtigkeit. Nach jedem Waschen sollte die Haut, vor allem in den Hautfalten und zwischen den Zehen, gründlich mit einem frischen Handtuch getrocknet werden.

Geeignete Hautpflegeprodukte

Kompressionsstrümpfe und -bandagen können durch mineralische Fette beschädigt werden, vor allem durch Paraffin und Vaseline. Daher ist es wichtig, geeignete Substanzen in den Pflegeprodukten auszuwählen und die Haut vor allem Abends nach dem Ausziehen der Kompressionsstrümpfe zu pflegen.

Auf Seife sollte man bei einem Lymphödem verzichten, weil sie alkalisch ist, den Säureschutzmantel der Haut beschädigt und der Haut Fett entzieht. Man sollte möglichst seifenfreie, parfümfreie und milde medizinische Reinigungsprodukte nehmen. Der pH-Wert sollte bei 5 liegen. Auch sollten die Reinigungssubstanzen rückfettend sein. Die Pflegeprodukte bei einem Lymphödem sollten ebenfalls ohne Parfüm, mild und medizinisch sein. Gute Inhaltsstoffe sind z. B. Urea (Harnstoff) oder Aloe Vera. Silikone und ätherische Öle sind zu meiden.

Die Lymphselbsthilfe e. V. gibt Tipps für den Alltag mit einem Lymphödem.

Fedor Singer