Zu den möglichen Komplikationen bei einem Lymphödem zählen unter anderem die Wundrose, Pilzinfektionen, bestimmte Veränderungen der Haut und das Angiosarkom.
Die Wundrose ist eine häufige Komplikation bei einem Lymphödem. Man nennt sie auch Erysipel. Die Bezeichnung Wundrose kommt durch die Tatsache zustande, dass vor der Entzündung, die oft durch Krankheitserreger wie Streptokokken entsteht, häufig eine Wunde vorhanden ist. Dabei kann schon eine kleine Eintrittstelle für Bakterien etc. ausreichen, um die Krankheitserreger in den Körper zu lassen. Auch z. B. kleine Schnittverletzungen oder Nadelstiche kommen hier infrage. Solche Verletzungen sind insbesondere dann gefährlich, wenn sie an der Extremität, die von dem Lymphödem betroffen ist, auftreten. Bei den Körperbereichen ohne Lymphödem besteht keine erhöhte Gefahr für eine Wundrose. Es kann aber auch ohne Verletzung zu einer Wundrose kommen.
Eine Wundrose zeigt sich durch bestimmte Symptome. Es kommt plötzlich zu erhöhter Körpertemperatur, Schüttelfrost, oft auch Übelkeit und Erbrechen. Binnen weniger Minuten oder Stunden kann sich die rote Fläche auf der Haut mit Überwärmung, starkem Anschwellen und einem brennenden Schmerz bemerkbar machen. Die Entzündung endet in der Regel dort, wo der Abfluss der Lymphe wieder intakt ist.
Im Bereich des Lymphödems besteht eine deutlich schwächere Immunabwehr als im Rest des Körpers. Daher können sich hier besonders häufig Infektionen mit Pilzen einstellen. Diese Pilzinfektionen bei einem Lymphödem können dann wiederum die Basis sein für bakterielle Infektionen, also auch für eine Wundrose.
Wenn sich die Lymphe staut, kann dies auch Auswirkungen auf das Bindegewebe haben. Die Haut zeigt deutliche Verdickungen und sie wuchert. Dies nennt man Hyperkeratose. Wenn die Wucherungen an der Haut besonders stark sind, stellt sich unter Umständen eine Papillomatosis cutis lymphostatica ein. Dies ist eine bräunliche Veränderung der Haut, die besonders häufig die Unterschenkel und Füße trifft. Es sind auch Lymphzysten möglich (mit Lymphe gefüllte Hautausweitungen) und Lymphvarizen (Lymphgefäßerweiterungen). Diese können auf der Oberfläche der Haut aufplatzen und sich so zu einer Lymphfistel entwickeln.
In seltenen Fällen kann aus einem nicht-therapierten Lymphödem ein bösartiges Krebsgeschwür entstehen. Es handelt sich dabei um einen Gefäß- und Bindegewebstumor. Das sogenannte Angiosarkom nennt man auch Lymphangiosarkom oder Stewart-Treves-Syndrom. Diese Form der Krebserkrankung kann in der Regel nur dann geheilt werden, wenn sie früh erkannt wird. Dies liegt daran, dass dieser Krebstyp ein sehr aggressives Wachstum an den Tag legt. Oft haben sich bereits Metastasen gebildet, wenn der Krebs erkannt wird.
Fedor Singer