Im Rahmen der Diagnose eines Lymphödems wird nicht nur der Schaden am Lymphsystem nachgewiesen, sondern es muss auch geklärt werden, inwieweit bestimmte Grunderkrankungen für die Ansammlung der Lymphflüssigkeit verantwortlich sind. Außerdem kann man das Lymphödem anhand seiner Ausprägung in vier Stadien einteilen.
In diesem latenten Stadium liegt keine Schwellung vor und das Ödem ist rein äußerlich nicht sichtbar. Der Betroffene leidet unter keinerlei Symptomen durch das Lymphödem. Allerdings zeigt sich bei der Lymphszintigrafie ein pathologischer Befund. Die Erkrankung ist also in diesem Stadium nur durch spezielle diagnostische Verfahren zu erkennen.
Man spricht in diesem Stadium von einem umkehrbaren bzw. reversiblen Lymphödem. Hier ist das Lymphödem als weiche Veränderung fühlbar. Eine Hochlagerung der entsprechenden Gliedmaße führt in der Regel dazu, dass sich die Schwellung zurückbildet. Meist ist das Ödem tagsüber als leichte Schwellung wahrzunehmen, während es nachts nachlässt, weil der Abfluss der Lymphe durch das nächtliche Liegen gebessert wird. Ein Drucktest mit dem Finger kann einen Hinweis darauf geben, dass es sich tatsächlich um ein Lymphödem handelt. Die Schwellung erzeugt ein Gefühl der Schwere und die Haut darüber ist angespannt. Der Fußknöchel bzw. das Handgelenk kann schwer zu bewegen sein (aufgrund der Schwellung an diesem Bein/Arm).
Im Stadium II spricht man vom unumkehrbaren oder irreversiblen Lymphödem. Es können an der betroffenen Stelle sekundäre Veränderungen des Gewebes festgestellt werden, wie z. B eine Fibrose, eine Vermehrung von Bindegewebszellen. Die Hochlagerung der entsprechenden Gliedmaße führt in diesem Stadium in der Regel nicht mehr zu einem Rückgang der Schwellung. Die Schwellung ist nun härter, das Bindegewebe zeigt Verdickungen und beim Drucktest kann man nur noch eine schwache oder gar keine Delle mehr in das Gewebe drücken. Die Haut fühlt sich in diesem Stadium meist hart an und kann schmerzen.
Dies ist das ausgeprägteste Stadium des Lymphödems. Es liegt eine sogenannte elephantiastische Schwellung vor, sie sich sehr hart anfühlt. Oft hat diese eine lobuläre, also lappenartige Form mit typischen Hautveränderungen, vor allem Verdickungen und Vernarbungen. Der Körperteil mit dem Lymphödem ist mitunter so exorbitant, dass er bis zur völligen Unförmigkeit anschwillt. Dieses Stadium ist für die Betroffenen meist besonders schwer zu ertragen, weil alltägliche Bewegungen extrem schwer fallen oder gar nicht mehr möglich sind.
Auf der Haut finden sich unter Umständen Fisteln, Bläschen, Ekzeme und Wunden, die schlecht heilen. Eine fehlende Behandlung kann in seltenen Fällen zur Entstehung eines Krebsgeschwürs, dem sogenannten Lymphangiosarkom führen. Wenn zusätzlich zur Schwellung Flecken auftreten, die wie Blutergüsse aussehen, aber schmerzlos sind, sollte eine Probe des Gewebes entnommen werden. Insgesamt ist dieses Stadium meist von einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität gekennzeichnet.
Fedor Singer